Dachau, 1. Juni 2014
Als ein deutsches Nachkriegs-Kind weiß ich so einiges über unsere Geschichte. Ich habe mir viele Gedanken darüber gemacht, was wohl vor dem Krieg abgelaufen war um diese unglaublich inhumanen und geisteskranken Taten überhaupt erst möglich zu machen. Schon immer war ich mir sicher, dass dies nicht allein das Werk einiger weniger Wahnsinniger war. Vielmehr war es das Resultat der Passivität von viel zu vielen Menschen, als es an der Zeit gewesen wäre aufzustehen und laut zu schreien „NEIN!!! STOPP!!!“
Heute habe ich nun die KZ-Gedenkstätte in Dachau besucht. Obwohl ich nichts wirklich „neues“ über diese ganze Geschichte erfahren habe, bin ich noch immer überwältigt von den Gefühlen … schwanke zwischen Entsetzen, Fassungslosigkeit, Zorn und tiefer Trauer. Ich hatte nicht erwartet, dass mich dieser Besuch so sehr erschüttert …
In all dem negativen Kontext gibt es aber etwas, das für mich als ein Zeichen der Hoffnung aufragt: So viele Menschen jeden Alters aus allen möglichen Ländern der Welt (einschließlich Deutschland) kommen hier her und besuchen dieses schockierende Mahnmal. Und wirklich alle haben diesen gewissen Ausdruck im Gesicht während sie langsam an diesem Ort umhergehen. Mögen sie eine deutliche und klare Botschaft von hier mitnehmen und weitertragen.
Sollte es wieder einmal nötig sein in unserem Land, so hoffe ich sehr, dass genügend Menschen aufstehen werden für Menschlichkeit, Toleranz und Frieden – ohne erst lange Fragen zu stellen oder sich zu verstecken, damit sie später sagen können, sie hätten von nichts gewusst …
Das Foto zeigt die Gefängniszelle eines von den Nazis inhaftierten Priesters. Er hatte einen kleinen „Koffer-Altar“ und es war ihm erlaubt, ab und zu mit einzelnen Mitgefangenen in seiner Zelle zu beten.
Die Plexiglas-Abtrennung verursachte einige Spiegelungen und damit viele weitere Gedanken …
Ich wünsche euch allen eine friedliche Woche!
Jürgen